Kreutzer-Voremberg-Preis
Der Preis richtet sich als Wettbewerb an Schulen und Schüler*innen und will einen Beitrag zum Abbau antisemitischer Vorurteile leisten.
The Kreutzer-Voremberg Prize is a competition aimed at schools and pupils and aims to help prevent or reduce anti-Semitic prejudice.
Für das Schuljahr 2022/23 wurde der Kreutzer-Voremberg-Preis zum dritten Mal ausgelobt (Flyer). Am 30. November 2023 wurden die Preisträger (Foto*) in der Synagoge geehrt. Der Trierische Volksfreund berichtete darüber.
Hier können Sie das Urteil der Jury lesen.
Und der Paulinus berichtete darüber.
Der erste Preis ging an Tim Tiedemann (Foto, Foto mit Betreuern*) vom Auguste-Viktoria-Gymnasium Trier mit seiner Arbeit „Jetzt müssen wir weg! Alice Goldstein – Wandel von Leben und Wohnen einer Schülerin der Auguste-Viktoria- Schule in Trier“. Hier eine Zusammenfassung.
Der zweite Preis ging an einen Leistungskurs Geschichte (MSS 11 im Schuljahr 2020/21) am Gymnasium Traben-Trarbach (Foto*). Dieser Kurs hat sich intensiv mit dem jüdischen Leben in Enkirch von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Shoah befasst. Sie können hier das Bewerbungs-Anschreiben und die Projekt-Dokumentation lesen, sowie die Broschüre, die sie bei dieser Gelegenheit erstellt haben.
Der dritte Preis wurde zweimal vergeben:
- an die Klasse 10b (Schuljahr 2021/22) des Gymnasiums Konz (Foto*). Hier haben die Schülerinnen und Schüler eine Stolpersteinverlegung in Wasserliesch inrtensiv begleitet und gestaltet (Projektbeschreibung). Sie gestalteten dazu einen Flyer und sehr ansprechende Plakate (Serie 1, Serie 2, Serie 3) und schrieben Presseberichte (Pressartikel).
- an das Max-Planck-Gymnasium Trier (Foto*), das sich seit Jahren durch eine vielfältige und engagierte Erinnerungs- und Gedenkarbeit auszeichnet. Die Laudatio hat dieses Engangement beschrieben und gewürdigt.
*Die Fotos von der Preisverleihung hat uns freundlicherweise der Paulinus zur Verfügung gestellt.
Liebe Teilnehmende an unserer Ehrung, liebe Frau Serwe, lieber Ben Martini.
Mir fällt die ehrenvolle Aufgabe zu, das Projekt des Max-Planck-Gymnasiums Trier zu würdigen.
Es wurde von Ihnen eingereicht unter dem Titel
„Begegnen und gedenken - lokal und international“
„Die Erinnerungskultur mit einer internationalen Begegnung in Europa zu verbinden, ist unser Kernanliegen in einem weitgefassten schulischen Konzept zur Erinnerungs-kultur. So verbinden wir die Arbeit gegen das Vergessen mit der europäischen Idee und der Idee der Demokratie.“
So hat Ihr Kollege Herr Kornmüller den Titel Ihres Projektes begründet.
Auf diese Weise schlagen Sie an Ihrer Schule die Brücke zwischen dem, was sich vor 80 Jahren in Deutschland ereignete, und dem, was sich aktuell an Antisemitismus, Populismus und antidemokratischen Einstellungen abzeichnet. Beides hat etwas miteinander zu tun. Erinnerung bedeutet nicht nur, an Vergangenes zu denken, sondern daraus die Konsequenzen für die Gegenwart zu ziehen.
Diese Arbeit gelingt nicht nur durch punktuelle Aktionen, sondern durch ein nachhaltiges Engagement mit langem Atem, an verschiedenen Stellen und in vielfältigen Formen – nicht nur einzelner, sondern vieler, die sich vernetzen. All das ist am MPG gegeben.
Herr Kornmüller hat bei der Einreichung des Projektes darauf hingewiesen, dass er – so seine Worte - nicht das Gesicht des MPG-Projektes ist, sondern lediglich die Aktivitäten der anderen Kolleginnen und Kollegen zusammengefasst hat. Es gibt also am MPG offensichtlich eine schlagkräftige Gruppe an Lehrkräften, die sich dieses Anliegens gemeinsam angenommen haben.
Ein zweites ist am MPG gegeben – Ihre Aktivitäten sind seit vielen Jahren ausdauernd und damit hoffentlich nachhaltig. Sie bleiben schon über Jahre am Ball und wurden bereits 2019 mit einem zweiten Preis von uns ausgezeichnet.
Schließlich zeugt Ihr eingereichtes Projekt von einem klaren Konzept, das in einem ganzen Bündel von Maßnahmen umgesetzt wird. Diese will ich kurz skizzieren.
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1. ist es Ihnen wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler die jüdischen Gemeinde und das jüdischen Leben in Trier kennenlernen.
Mehrfach haben Schülergruppen in den letzten Jahren die jüdische Gemeinde in Trier, den alten jüdischen Friedhof von Trier oder andere Orte jüdischen Lebens in Trier besucht.
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2. Ein zweiter Schwerpunkt ist die Aufarbeitung der Geschichte der Schule und ihrer Schüler
Das ist an dieser Stelle besonders hervorzuheben. Das Max-Planck-Gymnasium war die bedeutendste höhere Schule für jüdische Schüler in Trier. Vor allem seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis 1933 legten jüdische Schüler mehrheitlich am MPG die Abiturprüfung ab.
Die Stolperstein AG der Schule hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Biographien dieser Schüler aufzuarbeiten und zu dokumentieren sowie der ehemaligen jüdischen Schülern, die Opfer des nationalsozialistischen Terrors geworden sind, mit einem Stolperstein zu gedenken. Im kommenden Schuljahr werden mit der fünften Verlegung insgesamt mehr als 50 Stolpersteine verlegt worden sein.
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3. Fester Bestandteil ist weiterhin das Lokale Gedenken hier in Trier
Im Oktober dieses Jahres haben sich Schülerinnen und Schüler zum dritten Mal an der Gedenkfeier für die ersten Deportierten am Hauptbahnhof in Trier beteiligt.
Zu den weiteren festen Terminen im Schuljahr gehören einschlägige Filmvorfüh-rungen anlässlich des Holocaust-Gedenktages für die 9. und 10. Klassen. Die 9. Klassen besuchen zudem regulär ganztägig die Gedenkstätte des Konzentrations- und SS-Sonderlagers Hinzert.
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4. gehört zu Ihrem Programm die Begegnung mit Angehörigen der Holocaust-Opfer aus dem Ausland
In der Schule finden Begegnungen mit Angehörigen von Holocaust-Opfern statt. So besuchte im November 2019 eine Enkelin des Trierer Rabbiners und Lehrers am MPG Adolf Altmann die Schule.
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5. Schließlich und nicht zuletzt sind internationales Begegnen und Gedenken ein wichtiger Baustein Ihres Projektes
Die Schule organisiert regelmäßig Begegnungsfahrten mit Angehörigen von Opfern der Shoah sowie Studienfahrten nach Auschwitz und Krakau.
Weitere internationale Begegnungen fanden in Veria, Thessaloniki und zuletzt in Wien statt – demnächst in Paris.
In Wien waren Sie Anfang dieses Monats auf Einladung des Simon-Wiesenthal-Instituts mit 14 Schülerinnen und Schülern und haben u. a. an Workshops teilgenom-men, die sich mit dem Pogrom vom 9. November 1938 und den Notarresten in der Stadt beschäftig haben.
Durch die Begegnung mit jüdischen Jugendlichen und mit den Angehörigen der Opfer wurde ein Einblick in das jüdische Alltagsleben ermöglicht. Es waren intensive Projekte, die die Jugendlichen tief berührt, ihre Sichtweise erweitert und zum Teil verändert haben.
Für all diese Maßnahmen gebührt Euch, den Schülern und Schülerinnen, aber auch den Lehrkräften Respekt und Anerkennung.
Macht weiter so!
Wer einmal mit Schule zu tun hatte und die Herausforderungen kennt, die heute auf Lehrkräfte zukommen, weiß, welches hohe Engagement und Maß an Idealismus gegeben sein muss, um all das Genannte neben dem regulären Unterricht zu realisieren.
Für das beeindruckende und umfangreiche Paket an Aktivitäten über Jahre hinweg erhalten Sie deshalb den dritten Preis des Kreutzer-Voremberg-Preises 2023.
Herzlichen Glückwunsch!
Peter Nilles
Zur Geschichte des Kreutzer-Voremberg-Preises
Und dies waren die Preisträger 2019:
- Preis: Friedrich-Spee-Realschule plus Neumagen-Dhron
mit einem fächer- und jahrgangs-übergreifenden Projekt zum Judentum
mit Beteiligung aller Klassen - Preis: Max-Planck-Gymnasium Trier
mit einem Projekt zu den vergessenen jüdischen Schülern des MPG - Preis: wurde zweimal vergeben; einmal an
- das Peter-Wust-Gymnasium Wittlich
mit einem Gedenkprojekt in der Wittlicher Innenstadt "80 Jahre Pogrom"
- und an das Gymnasium Traben-Trarbach
mit "Denk mal - mach mal", ein Projekt der Schule-ohne-Rassismus-AG
Die Jury hat ihre Entscheidung ausführlich begründet:
Der Paulinus berichtete am 10. November 2019
Kreutzer-Voremberg-Preis 2016
Willi Körtels, der Initiator dieses Preises, berichtet über die Ausschreibung und Preisverleihung 2016; sehen Sie hier.
Auch der Trierische Volksfreund berichtet damals; sehen Sie hier
Die beiden prämierten Arbeiten können Sie hier sehen:
Manuel Beh: Das HGT unterm Hakenkreuz
Pauline Thielen: Stolpersteine - Steine des Anstoßes?