Und dies waren die Preisträger 2019:

  1. Preis: Friedrich-Spee-Realschule plus Neumagen-Dhron
    mit einem fächer- und jahrgangs-übergreifenden Projekt zum Judentum
    mit Beteiligung aller Klassen
  2. Preis: Max-Planck-Gymnasium Trier
    mit einem Projekt zu den vergessenen jüdischen Schülern des MPG
  3. Preis: wurde zweimal vergeben; einmal an
    - das Peter-Wust-Gymnasium Wittlich
    mit einem Gedenkprojekt in der Wittlicher Innenstadt "80 Jahre Pogrom"
    - und an das Gymnasium Traben-Trarbach
    mit "Denk mal - mach mal", ein Projekt der Schule-ohne-Rassismus-AG

Die Jury hat ihre Entscheidung ausführlich begründet:

Bewertet hat die Jury 2019 nicht die individuellen Einzelleistungen von Schülerinnen und Schülern, sondern im Rahmen von Schulprojekten erstellte Teamarbeiten, die die jeweilige Schule als Trägerin von Gedenkarbeit auszeichnen.
Wir waren von allen eingereichten Arbeiten beeindruckt und vor allem davon, wie ernst die Bildungseinrichtungen ihre Verantwortung nehmen, rechten Tendenzen der Gegenwart entgegenzutreten. Die vorliegenden Arbeiten verstehen sich als Beitrag zur Aufklärung über die lange Zeit verdrängten Verbrechen der NS-Zeit. Es lassen sich verschiedene Wege erkennen, wie die Thematik bewältigt werden soll: künstlerische, wissenschaftliche und pädagogische. Die für die schulische und die allgemeine Öffentlichkeit gedachten vielfältigen Aktionen äußern sich in Form eines Zeitzeugengesprächs, einer Lesung, einer Ausstellung, eines Rundfunkbeitrags und von Skulpturen. Durchgehend sensibel und differenziert in der Herangehensweise, ist das Ziel der schulischen Gedenkarbeit, möglichst viele Menschen anhand der ausgewählten Medien anzuregen, über die historische Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland und in Europa nachzudenken, in der die Menschenrechte dem nationalsozialistischen Gedankengut geopfert wurden. Es soll bewusst gemacht werden, welche Bedeutung demokratische Werte heute noch haben. Für ihre Arbeit und ihr Engagement möchten wir allen an der Preisausschreibung beteiligten Schülerinnern und Schülern und Lehrerinnen und Lehrern unseren großen Respekt und Dank aussprechen. Preisträger zu benennen, fiel uns nicht leicht, und die letztlich erfolgte Preisvergabe sollte nicht im Sinn einer wertenden Reihenfolge „besserer“ oder „schlechterer“ Gedenkarbeit verstanden werden.

Die Auswahl der Preise:

1. Preis: Friedrich Spee Realschule Plus in Neumagen-Dhron
Aus dem vorliegenden Material geht hervor, dass sich Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer in vielfältiger Weise dem Thema Judentum vor Ort widmen. Schwerpunkt dieses Projektes ist der Besuch der Zeitzeugin Henriette Kretz, die vor einer größeren Zahl von Interessierten ihre Erfahrungen aus der NS-Zeit vermittelt. Die Schülerinnen/Schüler befassen sich mit der Grundlage des Judentums, der Thora, und entwickeln vom Zentrum der jüdischen Religion aus ihre weiteren Aktionen. Jahrgangs- und fachübergreifend setzen sich Schülerinnen/Schüler auf vielfältige Weise mit der Thematik auseinander: bauen die ehemalige örtliche Synagoge nach, gestalten Leinwände und Schaufenster, schreiben Briefe, basteln Thorarollen. In der öffentlichen Präsentation beziehen sie schulferne Orte wie eine Kapelle und eine Lagerhalle ein. An dieser Ortswahl wird deutlich, dass sie eine Brücke schlagen zum Christentum und zum profanen Alltag. Eine Ausstellung, eine Lesung und ein Rundfunkbeitrag erweitern die Wirkung dieses Projektes über den schulischen Bereich hinaus für eine überörtliche Öffentlichkeit. Besonders beeindruckt an dem Projekt hat uns die jahrgangs- und fachübergreifende Konzeption, die gleichwohl hohen Eigenanteil und Gestaltungsinitiative der beteiligten Schülerinnen/Schüler zeigt.


2. Preis: MPG Trier
Das MPG beteiligt sich schon seit vielen Jahren an der Erinnerung einzelner ehemaliger jüdischer Schüler. Lehrerinnen/Lehrer stellten Kontakte her zu Überlebenden und ihren Nachkommen, luden diese ein, ihre Schule zu besuchen und beteiligten sich an der Verlegung von Stolpersteinen. Diese höhere Schule weiß um ihre große Bedeutung für jüdische Schüler, die vor allem seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 mehrheitlich am MPG die Abiturprüfung ablegten.
Die vorgelegten Facharbeiten einzelner Schüler befassen sich sowohl mit ehemaligen jüdischen Schülern als auch mit nationalsozialistischen Tätern. Die eingereichten Arbeiten erweitern teilweise den Erkenntnisstand zu einzelnen bekannten Personen beträchtlich, indem sie neues Archivmaterial in ihre Arbeit einbeziehen. Dabei fällt eine Arbeit besonders ins Auge (Moritz Müller), die bisher kaum bekannte Quellen eigenständig zur Erschließung einer Biographie verwendet. Insofern kommt ihr das Verdienst zu, wissenschaftliches Neuland betreten zu haben.
Das MPG will sich auch in Zukunft mit Projekten zu christlich-jüdischen Themen befassen.
Das argumentative Niveau der Arbeiten und der erkennbare Aufwand der kleinteiligen, präzisen Recherchearbeit war für uns ausschlaggebend, den zweiten Preis an die Schülerinnen/Schüler des MPG zu vergeben (Emma Mäling, Josefine Leinenbach, Annika Elsen, Daniel Fritz, Moritz Müller).


3. Preis: Peter-Wust-Gymnasium/ Gymnasium Traben-Trarbach
Die Jury schlägt vor, den 3. Preis auf die Wettbewerbsbeiträge des Peter-Wust-Gymnasiums Wittlich und das Gymnasium Traben-Trarbach zu gleichen Anteilen aufzuteilen bzw. doppelt zu vergeben.

Peter-Wust-Gymnasium:
Die eingereichte Arbeit dieser Schule entstand im Rahmen eines Kunstprojekts, das auf die städtische Öffentlichkeit zielte. Es besteht aus einzelnen Stationen, die an verschiedenen Orten der Stadt aufgestellt wurden. Gegenstand der Stationen sind skulpturale verfremdete Gegenstände, die leicht mit Vertreibung und Migration in Verbindung gebracht werden können, z.B. Schuhe, Koffer. Die Einfärbung aller Skulpturen mit der Farbe Blau sollte wegen des dadurch ausgelösten Verfremdungseffekts die Begegnenden aufmerksam machen. Das Kunstprojekt in seinem einfachen, aber instruktiven Ansatz schien uns einen guten dritten Preis wert. Offenbar wurde das Provozierende der Aktion von Zeitgenossen erkannt, denn eine Skulptur wurde von Passanten schwer beschädigt. Ob dies daran lag, dass die Opfer-Perspektive der präsentierten Gegenstände von der Projektgruppe gewählt worden war?

Gymnasium Traben-Trarbach
Die Schule beschäftigt sich seit Jahren in verschiedenen Projekten mit dem Trialog, dem gegenseitigen Verständnis der drei Weltreligionen: Judentum - Christentum - Islam sowie regionaler jüdischer Geschichte und Gedenkarbeit.
Für die 8. Klassen bestehen seit 2008 feste Projekttage, die anhand von präzisen Arbeitsaufträgen der betreuenden Lehrkräfte, das Kennenlernen der Kerninhalte der einzelnen miteinander verwandten Religionen und das gegenseitige Verstehen fördern sollen. Dabei wurde sowohl die religiöse Lehre als auch das Brauchtum und der Alltag thematisiert. Die eingesetzten Medien sind abwechslungsreich, ermöglichen die Bildung einer eigenständigen Auseinandersetzung mit den dargebotenen Inhalten, vor allem mit intoleranten Positionen. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist der Bezug zur Stadt. Die Schülerinnen/Schüler werden zu den ehemaligen Wohnhäusern jüdischer Bewohner hingeführt und über deren Biographie informiert. Daneben können sich Schülerinnen und Schüler in der AG „Schule ohne Rassismus“ vertieft mit der jüdischen Geschichte im Einzugsbereich der Schule beschäftigen und sich u.a. an der Gestaltung von Gedenktagen und Diskussionsveranstaltungen beteiligen. In diesem Zusammenhang vertiefte die Schule im vergangenen Schuljahr im Rahmen des OPENION-Projektverbunds die Zusammenarbeit mit dem Emil-Frank-Institut Wittlich