Geschichte der Christlich-Jüdischen Zusammenarbeit in Deutschland

 (An English version follows the German text, translated by Frankie Kann, Trier).

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Initiative zur Gründung der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Deutschland angeregt durch bereits entstandene Nationale Räte für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in den USA, in Großbritannien, Frankreich und der Schweiz. Beim Aufbau der ersten Gesellschaften waren Angehörige der amerikanischen Besatzungsmacht im Rahmen ihres Erziehungsprogramms der Deutschen zur Demokratie beteiligt.
In München, Wiesbaden, Frankfurt/M., Stuttgart und Berlin wurden 1948/49 die ersten Einzelgesellschaften ins Leben gerufen. Diese wiederum gründeten am 10. November 1949 den Deutschen KoordinierungsRat mit Sitz in Bad Nauheim. An vielen Orten in der Bundesrepublik entstanden weitere Gesellschaften, nach 1989 auch in den neuen Bundesländern.
Im Laufe der mehr als 50-jährigen Geschichte hat sich der Schwerpunkt der Aktivitäten mehrfach verlagert. So standen zeitweise erzieherische, dann wieder theologische oder politische Fragen im Vordergrund der Arbeit. Mit Erfolg traten die Gesellschaften ein für eine Revision des christlichen Religionsunterrichts, die Überwindung von Antijudaismus in Theologie und Kirche, die Anerkennung Israels, die Aussetzung der Verjährung von NS-Verbrechen und immer wieder für eine angemessene „Wiedergutmachung” an den Überlebenden des Holocaust.
Die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit sind in der Bundesrepublik Deutschland nach der Befreiung vom nationalsozialistischen Unrechtsstaat entstanden.
Sie wissen von der historischen Schuld und stellen sich der bleibenden Verantwortung angesichts der in Deutschland und Europa von Deutschen und in deutschem Namen betriebenen Vernichtung jüdischen Lebens.
Begründet in der biblischen Tradition folgen sie der Überzeugung, dass im politischen und religiösen Leben eine Orientierung nötig ist, die Ernst macht mit der Verwirklichung der Rechte aller Menschen auf Leben und Freiheit ohne Unterschied des Glaubens, der Herkunft oder des Geschlechts.
Heute gibt es in der Bundesrepublik mehr als 80 lokale und regionale Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, in denen sich Menschen engagieren, die die in der Präambel genannten Ziele und Aufgaben bejahen, insbesondere Christen verschiedener Bekenntnisse und Juden unterschiedlicher Tradition.
Der Deutsche KoordinierungsRat vertritt als bundesweite Vereinigung diese Gesellschaften auf nationaler und internationaler Ebene. Er ist größtes Einzelmitglied im Internationalen Rat der Christen und Juden (ICCJ), in dem 32 nationale Vereinigungen für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit vertreten sind.
Zu den Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gehören in Deutschland ca. 20.000 Mitglieder, Freunde und Förderer. Wie der Deutsche KoordinierungsRat werden auch die Einzelgesellschaften überwiegend aus öffentlichen Mitteln, aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert.

 
History of Christian-Jewish Societies in Germany


After the end of the Second World War, the initiative to found societies for Christian-Jewish Cooperation in Germany was suggested by the already existing National Councils for Christian-Jewish Cooperation in the US, the UK, France, and Switzerland. During the initiation of the first societies, members of the American occupation force were involved as a part of their program to reeducate the Germans for democracy.
The first societies originated in Munich, Wiesbaden, Frankfurt am Main, Stuttgart, and Berlin in 1948/49. These groups then founded the German Coordinating Council with headquarters in Bad Nauheim on November 10, 1949. Further societies were then founded in many places in Germany, also in the new German states.
Over a period of a more than a 50-year history, the focus of activities has shifted several times. For example, sometimes educational questions have stood in the forefront of the work, followed by theological and political questions. The societies were successful in advocating a revision of Christian religious instruction, overcoming anti-Judaism in theology and the Church, recognizing the state of Israel, suspending the statute of limitations on Nazi crimes, and, again and again, commensurate “reparations” for Holocaust survivors.
The societies for Christian-Jewish Cooperation originated in Germany after the liberation from the oppressive Nazi regime. They are aware of the historical guilt and confront the persisting responsibility in the face of the annihilation of Jewish life in Germany and Europe inflicted by Germans and in the name of Germany.
Founded on the Biblical tradition, they adhere to the conviction that political and religious life needs orientation, one that is serious about achieving rights for all people to life and freedom without distinction as to religion, origin, or sex.
Today there are more than 80 local and regional societies for Christian-Jewish Cooperation in Germany in which men and women are committed to affirming the goals and tasks named in the preamble, especially Christians of different denominations and Jews of different traditions.
The German Coordinating Council represents these societies on a national and international level as a national association. It is the largest single member in the International Council of Christians and Jews, in which 32 national associations for Christian-Jewish Cooperation are represented.
In Germany, about 20,000 members, friends, and sponsors belong to the societies for Christian-Jewish Cooperation. Like the German Coordinating Council, the individual societies are financed basically by public funds, member fees, and donations.